, hat die Qual! Am kommenden Sonntag gibt’s in den Messehallen von Leipzig das elfte von 14 Weltcupspringen der Saison 2023/24. Dabei geht es einerseits um 190 000 Euro an Preisgeld – also nicht zu verachten. Andererseits aber, und für manch einen fast noch wichtiger, geht es um wertvolle Punkte im Rennen um die vorderen 18 Plätze der aktuellen Punkteliste auf dem Weg ins Weltcupfinale von Riad Mitte April. Es ist spannend zu sehen, mit welcher Taktik die Weltelite der Springreiter an die kommenden Wochen und Monate herangeht. Denn wichtiger noch als Leipzig oder das Finale in Riad ist dies: Die Olympischen Spiele von Paris.

Im Gespräch mit dem Pressebüro in Leipzig hat der Schweizer Martin Fuchs dieser Tage seine Karten auf den Tisch gelegt: „Leipzig ist meine letzte Chance!“ So der 31-Jährige Europameister von 2019 und Weltcupsieger 2022 (übrigens in Leipzig). Wieso, warum und weshalb? Ganz einfach: „Mein Plan für dieses Jahr sieht so aus: Connor Jei und Leone Jei, meine beiden besten Pferde, haben gegenwärtig Pause, kommen erst in der Grünen Saison wieder zum Einsatz. Schaffe ich mit Commissar Pezi am Sonntag die noch notwendigen Punkte für Riad, würde er dort gehen.“

Martin Fuchs‘ Ausgangslage sieht so aus: Er hat bis dato 32 Punkte, belegt Rang 14 auf der Punkteliste. Doch die Erfahrung lehrt uns: Nur wer 40 Zähler und mehr auf seinem Konto hat, darf sicher sein, den Startplatz fürs Finale sicher zu haben. Dabei klingt es ja nur locker-lässig, wenn es darum geht, die lächerlichen acht Pünktchen einzutüten. Schön wär’s. Das Problem dabei ist halt, dass sich gerade bei den letzten Qualifikationen, also heuer in Leipzig, Amsterdam, Bordeaux und Göteborg, die Konkurrenz geradezu ballt. Jede und jeder versucht, das eigene Punktepolster zu füllen und es den anderen möglichst schwer zu machen, nach vorne davonzuziehen.

Vor der Presse in Leipzig hat Otto Becker, der Bundestrainer, aus seinem Herzen keine Mördergrube gemacht: „Ich wäre sehr zufrieden, wenn es vier oder gar fünf meiner Reiter ins Finale nach Riad schaffen würden.“ Christian Ahlmann, über Jahre Seriensieger in Leipzig, habe nach seinem Sieg von Mechelen jetzt doch die Chance, das Finale zu erreichen. Er liege mit 28 Punkten auf Platz 28.

Hansi Dreher, aktuell auf Rang neun mit 45 Zählern, habe das Ticket praktisch sicher. Marcus Ehning sei mit 26 Punkten auf Platz 20. Mario Stevens rangiere auf Platz 24 mit 18 Zählern. Wer noch weiter hinten liegt, der muss wohl, salopp gesagt, mehr Glück als Verstand haben, um an die Millionensumme des Finales heranzukommen. Da haben es vier andere besser – Otto Becker hat sie nominiert für den ersten Nationenpreis der olympischen Saison: Christian Ahlmann, David Will, Christian Kukuk und Jörne Sprehe starten für Deutschland beim Saisonauftakt in Abu Dhabi (7. bis 11. Februar).

Passend dazu ein kurzer Blick nach vorne auf Olympia vor dem Schloss von Versailles: Im olympischen Springen sind nach den Regeln des IOC 75 Pferd-Reiter-Paare startberechtigt, das sind 20 Teams zu jeweils drei Aktiven sowie 15 Einzelreiter. Die 20 Nationen stehen fest, die 15 Einzelreiter noch nicht ganz. Die ziemlich komplizierten Regeln erspare ich meiner Leserschaft (und mir) an dieser Stelle. Es bleibt ja noch genügend Zeit, auf die Raffinessen genauer einzugehen.

Zum Abschluss noch ein kurzes Kuriosum aus den letzten Tagen: Der Luxemburger Victor Bettendorf, als Einzelreiter qualifiziert, verlor quasi auf den letzten Drücker sein Spitzenpferd Mr. Tac an den Niederländer Harrie Smolders. Nun hegt er die Hoffnung, eines seiner zwei Nachwuchstalente olympiareif zu bekommen. Ich drück‘ ihm die Daumen. Wobei zu hoffen bleibt, dass Victor mit Vernunft und Augenmaß vorgeht. Nichts wäre peinlicher, als ausgerechnet bei olympischen Spielen mit Pferden anzutreten, die zu unerfahren und also überfordert sind.