Auf den Spuren der weltbesten Militaryreiter, wir schreiben das Jahr 1970, erreichen wir die weitläufige Galopprennbahn von Punchestown, südwestlich der irischen Hauptstadt Dublin. Briten und Iren beherrschen die wichtigsten Wettkämpfe jener Jahre. Die Iren, erste Weltmeister von 1966, veranstalten vier Jahre später das Championat.
Einmal mehr orientieren wir uns am Schweizer Chronisten Max Ammann, eine bessere Quelle gibt es schlichtweg nicht. Was er uns über diese zweite WM berichtet, lässt uns noch heute erschaudern: „Punchestown, bereits 1967 Austragungsort einer umstrittenen Europameisterschaft, richtete 1970 das zweite Weltchampionat der Militaryreiter aus, wiederum über einen vielkritisierten Geländekurs. Vor allem die Hindernisse 20 und 29 erregten Anstoß. Das erstere war eine Wall-Wall-Oxer-Kombination, wobei der Oxer von der spitzen Kuppe des zweiten Walls aus zu springen war.
Hindernis Nummer 29 war einer der für Punchestown typischen und gefürchteten Tiefsprünge. Er musste aus dunklem Wald ins helle Licht auf einen glatten Landeboden gesprungen werden. Zu den Opfern von Sprung 29 gehörte Linda Sutherland mit dem Schecken Popadom, der nach dem Sturz die Reiterin unter sich begrub. Einige Monate zuvor hatte diese couragierte Amazone in Badminton drei Pferde ins Ziel geritten.“ Was ihr genau geschah, schreibt Max Ammermann nicht.
Die Fakten dieser zweiten WM: 40 Reiter aus acht Nationen nahmen teil, sechs Teams waren gebildet, vier davon schieden aus. Die Briten siegten vor den Franzosen. Im Einzel gab’s einen Doppelsieg für die unschlagbaren Briten: Mary Gordon-Watson auf Cornishman siegte; ihr Pferd war das beste der Welt in jenen Jahren. Silber ging an ihren Landsmann Richard Meade auf Barberry, Bronze an die Irin Virginia Freeman-Jackson. Deutsche Reiter sucht man vergebens auf den Ergebnislisten von 1970. Die griffen erst 1974 bei der dritten WM, wieder in Burghley ausgetragen, ins Geschehen ein. Davon handelt mein nächster Blog im Vorfeld der 15. WM in Pratoni del Vivaro bei Rom.