Es ist wie verhext. Das italienische Pratoni del Vivaro, Zentrum der Vielseitigkeit des Landes, ist offenkundig kein gutes Geläuf für unsere deutschen Buschreiter. Mit für ihn nur mäßigen 32,8 Punkten ist Christoph Wahler mit seinem 13-jährigen Holsteiner Carjatan in diese 15. WM gestartet. Auch Sandra Auffarth, die zweite Reiterin im Team, hatte einige Mühe: 31,3 Punkte. Peter Thomsen sagt:“Wir schauen nach vorn!“ 

„Es ist schon enttäuschend, denn mein Pferd kann Mitte der zwanziger Punkte gehen“, sagte Wahler in seiner ersten Stellungnahme. Sein Carjatan habe im Trab plötzlich gescheut – dann aber zur Konzentration zurückgefunden und die Aufgabe gut zu Ende gebracht. Bundestrainer Peter Thomsen machte Wahler ein großes Kompliment: „Hätte, hätte Fahrradkette! Ich finde es toll, wie Christoph diese kritische Situation gemeistert hat. Am Ende der beiden Dressurtage werden wir sehen, was sein Ritt wert war und wo wir dann stehen. Diese WM, da bin ich mir sicher, wird am Samstag im Gelände entschieden.“

Nachdem das Losglück der deutschen Equipe nicht hold war und sie als Nummer eins in den Wettkampf gehen muss, kamen notgedrungen die grauen Gedanken wieder hoch: Pratoni – nix für deutsche Buschreiter. Soll heißen: Christoph Wahler musste heute um 9.30 Uhr als erster der 89 Reiter aufs Viereck, am Samstag muss er als erster Reiter ins Gelände. Der 28-Jährige gab sich fatalistisch: „Ob ich nun als Erster ins Gelände muss oder als Dritter – das macht keinen Unterschied.“

Allerdings gefalle ihm der 5600 Meter lange Kurs mit seinen 42 Hindernissen, dabei viele Alternativen, nicht so sehr: „Ich hoffe, dass es noch regnet – der Boden könnte es gut gebrauchen.“ Was ihm nicht gefalle, so Wahler, sei eine Schrägpassage – was man den Pferden eigentlich nicht zumuten wolle. Dem  Kurs sehe man an, dass der Verantwortliche vor allem den Willen habe, alle 89 Konkurrenten, vor allem die schwächeren unter ihnen, sicher ins Ziel zu bringen. Deshalb die vielen Varianten, zum Teil sogar drei verschiedene Wege an einzelnen Hindernissen.

Um 14 Uhr war Sandra Auffarth, die Weltmeisterin von Caen 2014 an der Reihe. Ihr Fazit: „Heut weht hier ein Wind – während meines Rittes ist ein Buchstabe umgefallen – Viamant hat sich erschrocken, ging danach ziemlich gespannt. Dann kam ein Wechselfehler dazu. Aber ich hab‘ das jetzt abgehakt, schaue nach vorn. Es ist ja noch nichts verloren. Das Gelände ist anspruchsvoll, da ist viel Konzentration erforderlich. Auch das Geläuf ist schwierig. Der Kurs bringt viele Aufgaben, wo etwas passieren kann.“ Bundestrainer Peter Thomsen sagte: „Diese WM wird nicht auf dem Dressurviereck entschieden.“

Mein Zwischenfazit: Weder Carjatan noch Viamant du Matz haben heute ihre beste Leistung zeigen können. Schade. Beide Pferde könnten in der Mittel der zwanziger Punkte landen, wenn alles klappt. Aber beide haben leider keinen optimalen Tag erwischt. Der immer wieder zu hörende Hinweis, es handle sich nicht um ein Dressurturnier – die meisten wichtigen Events werden von Reitern gewonnen, die ihr Dressurergebnis bis zum Schluss halten. Das wird, ich lege mich da gerne fest, auch bei dieser 15. WM in Pratoni wieder so sein. Hoffen wir also morgen auf Julia Krajewski und Michael Jung.

Die Mindestzeit auf der Geländestrecke beträgt übrigens 9.50 Minuten. Wahlers Startzeit am Samstag ist 10.30 Uhr. Julia Krajewski und ihre Mandy starten morgen um 10.10 Uhr, Michael Jung und sein FischerChipmunk starten um 14.48 Uhr. Stets auf dem Laufenden unter www.rechenstelle.de