Ende der siebziger Jahre schlägt der US-Trainer Jack Le Goff selbstkritische Töne an: Angesichts schlechter Bilder und toter Pferde auf den Geländestrecken müsse sich die Military endlich wandeln, die Anforderungen reduzieren. Sein Ruf geht leider ins Leere. 1982 gibt’s in Luhmühlen, mitten in der Lüneburger Heide, die erste WM auf deutschem Geläuf – und wieder Medaillen für die Gastgeber.

Wer dieses Buch besitzt, der kann sich glücklich schätzen, wer es im Antiquariatshandel ergattert, ebenfalls. Ich meine das 1980 in der Edition Haberbeck erschienene „Das Militarypferd“ von Horst Karsten. Dort lesen wir auf Seite 61: „Jack Le Goff plädiert für den Wegfall der Wegestrecken, eine mehrstündige Pause zwischen Rennbahn und Querfeldeinstrecke und eine Aufwertung des Springens. Der Charakter der Military würde damit völlig verändert. Der Test der Ausdauer, der ja ein wesentliches Kriterium einer Military ist und mit dem dieser Sport überhaupt erst begonnen hat, würde weitgehend entfallen. Die Geländeprüfung wäre im Prinzip ein Zeitspringen im Gelände.

Jack Le Goff führt als Hauptgründe für diesen radikalen Vorschlag an, dass die Prüfungen dadurch attraktiver für das Publikum und schonender für die Pferde seien. Beide Argumente können mich jedoch nicht überzeugen. Dass man innerhalb des bestehenden Systems für gewisse Veränderungen aufgeschlossen sein sollte, dürfte selbstverständlich sein. Ich plädiere für eine Verkürzung der Wegestrecken auf 12 bis 14 Kilometer, der Rennbahn auf drei Kilometer und der Querfeldeinstrecke auf sechs Kilometer.“ Dieser Text und die Debatte darüber liegen heute 40 Jahre zurück. Der grundlegende Wandel von der Military zur Vielseitigkeit hat sich um das Jahr 2005 herum vollzogen. Manchmal dauert es halt ein bisschen länger, ehe sich die Vernunft durchzusetzen vermag.

Im Sommer 1982 trifft sich die Weltelite in der Military zum ersten Male zu einer WM in Deutschland. Luhmühlen krönt seinen Weg zum Mekka der Buschreiterei in jenen Tagen. Die Briten geben sich nicht so schnell geschlagen: Lucinda Green und ihr Regal Realm holen den Titel vor Helmut Rethemeier auf Santiago und der US-Amazone Kim Walnes auf The Grey Goose. Platz vier für Rüdiger Schwarz auf Power Game, Rang 13 für Herbert Blöcker auf Ladad, 18. wird Dieter Hesselbach auf Royal Blue, 19. Dietmar Hogrefe auf Foliant, 24. Bettina Overesch (heutige Hoy) auf Peacetime und 50. Thomas Rüder auf Maniok.

14 Teams waren angetreten, vier schieden aus. Gold ging an die Briten, Silber an die Gastgeber mit Rethemeier, Schwarz, Blöcker und Hogrefe. 1986 geht’s zur WM ins ferne Australien. Nur wenige Reiter und Pferde machen sich auf den weiten Weg. Die Britin Virginia Holgate-Leng auf Princeles sichert sich den Titel vor Trudy Boyce aus Neuseeland auf Mossman und der Britin Lorna Clark auf Maross. Klaus Ehrhorn als bester deutscher Reiter belegt auf Fair Lady einen guten Platz sieben, Christoph Wagner auf Philip wird 24. und Hans-Friedrich Nagel auf Slainey Time 25. Teamgold gibt’s für die Briten vor den Franzosen und den Australiern, Rang fünf für das deutsche Quartett mit Ehrhorn, Nagel, Wagner und Horst Karsten.

Vier Jahre später, 1990 in Stockholm, beginnt mit den ersten Weltreiterspielen eine völlig neue Epoche. Darüber beim nächsten Mal.