Nach den alles in allem doch enttäuschenden Ritten von Sandra Auffarth mit Viamant du Matz und Christoph Wahler mit seinem Carjatan hat der zweite Dressurtag bei der 15. WM der Buschreiter mit der erwartet guten Vorstellung von Olympiasiegerin Julia Krajewski begonnen: Sehr gute 26,0 Punkte. Alina Dibowski, die Jüngste bei dieser WM, bekam gute 30,6 Punkte. Michael Jung und FischerChipmunk glänzten – liegen mit 18,8 Punkten an der Spitze. Bravo! 

Zur Überraschung ihrer vielen Fans startete Julia Krajewski heute in einer Uniform der Bundeswehr. Ihre Erklärung: „Ich absolviere gerade eine Reserveübung, trage die Uniform einer Hauptgefreiten. Ich habe bei der Bundeswehr in Warendorf angefragt, ob ich in diese Uniform antreten darf – dem wurde zugestimmt. Bei Olympia in Tokio durfte ich das nicht, weil bei Olympischen Spielen – anders als früher – das Tragen einer Uniform nicht zulässig ist.“

Zu ihrem Ritt, den die drei Richter mit 71,67 Punkten, 73,89 Punkten und 76,48 Punkten bewertet haben, sagte die 33-Jährige: „Ich bin mit meiner Mandy heute sehr zufrieden. Natürlich gibt’s da und dort immer eine Kleinigkeit, die noch besser zu machen wäre – aber insgesamt ist das eine sehr gute Ausgangslage.“ Meine Sicht aus der Ferne: Die Richter liegen bei Mandy doch etwas weit auseinander.

Warten wir’s ab: Heute gegen 17.30 Uhr wissen wir, wo die deutsche Equipe nach dem Fehlstart von gestern steht. Der Geländeritt über 5600 Meter mit seinen vielen hölzern-braunen Hindernissen und Sprüngen, ist nach Krajewskis Ansicht, „ein reeller Vier-Sterne-Kurs.“ Man müsse „sehr konzentriert reiten, denn es gibt durchaus leichtere Sprünge, direkt gefolgt von anspruchsvollen Hindernissen, etwa der ersten Wasserstelle oder dem Tiefsprung bei Sprung 7.“ Da gelte es, die Konzentration der Pferde hoch zu halten und ganz auf die schwierige Aufgabe zu lenken.

Alina Dibowski, mit ihren 22 Jahren die jüngste Reiterin dieser WM, hat ein dickes Kompliment verdient! 30,6 Punkte lautete ihr Dressurergebnis – besser als Christoph Wahler und Sandra Auffarth am Donnerstag. Das kann sich sehen lassen. Ihr 13-jähriger polnischer Wallach Barbados ging konzentriert, Alina sagte danach: „Er hat mich nicht im Stich gelassen. Es ist schon etwas besonderes für mich, bei dieser WM teilnehmen zu dürfen.“ Aber diese junge Frau macht den Eindruck, als gehe sie couragiert, ja sogar ein bisschen frech an ihre bis dato größte sportliche Aufgabe heran. Alle Fans drücken ihr die Daumen.

Das Daumendrücken hat offenkundig auch Michael Jung beflügelt. Der Weltmeister von 2010 glänzte mit seinem 14-jährigen Hannoveraner, setzte einen neuen Maßstab und erfüllte sich seine alte Maxime: „Mein Anspruch ist es, in der Dressur unter die Marke von 20 Punkten zu kommen!“ Beim Blick auf die Urteile der drei Richter zeigt sich allerdings: Der Kanadier Peter Gray hat Jung nur auf Rang zwei, bewertete Julia Krajewski ebenfalls unter Wert – die Britin Laura Colette mit London setzte er auf eins! Im Moment, Stand 15.30 Uhr, liegen die Briten an der Spitze vor Deutschland und den USA.

Souverän und abgeklärt analysiert Michael Jung die Lage: „Ich habe ein unglaubliches Pferd. Wir kennen uns immer besser. Es ist mit Chipmunk ein tolles Gefühl. Das macht mich stolz. Natürlich hat sich der Druck erhöht, wie bei jedem. Dazu kommt, dass sich die Richter nicht ganz einig sind, dass der Wind stark weht – da gibt’s tausend Sachen, die man nicht beeinflussen kann. Aber wir sind gut vorbereitet. Ich schätze, dass morgen im Gelände zehn bis 15 Reiter ohne Fehler ins Ziel kommen können, denn wir haben hier viele tolle Paare am Start, die große Erfahrung mitbringen.“

Zwischenfazit von Bundestrainer Peter Thomsen: „Wir hatten gestern nicht die richtigen Reithosen an. Michi Jung hat gerade brillant geritten, liegt an der Spitze. Jetzt wenden wir uns jetzt dem Gelände zu, machen einen Plan für unseren ersten Reiter Christoph Wahler. Und wenn alles so geht, wie ich mir das wünsche, kann Michael morgen als letzter unserer Reiter für sich reiten.“

Klare Sache. Michael Jung war und ist für mich der Topfavorit. Die Nummer eins in unserem Team. Drücken wir die Daumen, dass morgen alles gut und ohne schwere Stürze abgeht. Wichtiger als jeder Einzelerfolg ist es, einen blitzsauberen Wettkampf zu liefern. Wichtig zu wissen: Thomas Bach, der Präsident des IOC, kommt morgen nach Pratoni, um den Geländeritt zu verfolgen. Der klare Hintergedanke: Die Vielseitigkeit auf dem Prüfstand!

Wer den Verlauf des Geländetages genau verfolgen möchte, dem sei einmal mehr www.rechenstelle.de empfohlen. Dazu auch ab 10.30 Uhr über www.sporschau.de der Livestraem mit dem Kommenttor Carsten Soestmeier.