Während ganz aktuell aus Pratoni del Vivaro die Nachricht kommt, alle deutschen VS-Pferde hätten die Verfassung anstandslos absolviert, will ich meine Blogs zur Geschichte der Weltmeisterschaften abschließen mit dem Doppelgold für Sandra Auffarth und Michael Jung sowie dem Team in Caen 2014. Sodann der letzte kurze Blick auf die WM von 2018 in Tryon und/oder Mill Spring im US-Bundesstaat North Carolina, wo Ingrid Klimke auf Hale Bob im Springen den WM-Titel verpasste.

Zunächst in die Normandie, dem Hochzuchtgebiet der französischen Pferdezucht, namentlich der Vollblüter – ein Zentrum des Galoppsports. Leider zeigten sich die Franzosen mit der Organisation überfordert, die angebotene Hilfe, etwa aus Deutschland, hatten sie eitel abgelehnt. Mit dem Andrang der Zuschauer aus dem Ausland waren sie überfordert. Ein Beispiel: Zur Marathonfahrt der Viererzüge mussten sie das Areal sperren, Besucher sogar abweisen – das hat es in der Geschichte der Weltreiterspiele so nur in Caen gegeben.

Die deutschen Buschreiter focht das alles nicht im geringsten an: Sandra Auffarth und ihr „Wolle“ holten sich verdient den WM-Titel, gefolgt von Michael Jung auf Rocana – ein blitzsauberer Doppelsieg. Bronze gab’s für den hinlänglich bekannten und bewährten William Fox-Pitt aus England auf Chilli Morning. Peter Thomsen, der neue Bundestrainer, der soeben die Geländestrecke von Pratoni als „schwer, aber sehr interessant“ eingestuft hat, belegte damals mit seinem Barny einen sehr guten Rang sechs. Andreas Ostholt auf So is et wurde guter neunter. Ingrid Klimke/Escada endete auf Platz 13, Dirk Schrade mit seinem Hop and Skip wurde 45.

In der Teamwertung siegten Auffarth, Klimke, Jung und Schrade zum zweiten Male nach 2006 in Aachen. Briten und Niederländer folgten. Durch langen Regen war die Geländestrecke von Haras du Pin nicht leichter geworden. Die Transportprobleme des Veranstalters für seine Zuschauer nahmen kuriose Formen an – die engen Straßen über Land nach Haras erwiesen sich quasi als Falle. Völlig verstopft, kein Durchkommen. Eine 45-köpfige Besuchergruppe aus dem fernen Australien erreichte den Cross erst, als das letzte Pferde gerade noch unterwegs war.

Blicken wir vier Jahre zurück ins amerikanische Tryon,  wo der reiche und ehrgeizige Mark Belissimo nach einigem Hin und Her die Weltreiterspiele zugesprochen bekam. An diesem Schwergewicht hat er sich überhoben – nicht nur finanziell. Das Distanzreiten endete im reinen Chaos. Als Pferde und Reiter sowie die Medien aus aller Welt eintrafen, fanden sie sich auf einer Baustelle wieder. Das Defizit soll einige Millionen Dollar hoch gewesen sein. Es waren – leider, leider – die letzten Weltreiterspiele, was ich offen und ehrlich bedaure. Blenden wir kurz ins Aktuelle: Bei der WM dieser Tage in Pratoni bleibt etwa die Zahl der deutschen Medienvertreter überschaubar – auch ich selbst spare mir die Reise nach Rom aus mancherlei Gründen.

Zurück nach Tryon 2018: Im entscheidenden Parcours für die Vielseitigkeit startete Ingrid Klimke mit ihrem Hale Bob als Letzte und als bis dahin Führende: Eine Nullrunde und der Titel wäre ihr sicher gewesen. Aber es hat nicht sollen sein: Ein Abwurf und die Bronzemedaille als Trostpreis! Schade. So ging der Titel an die Britin Rosalind Canter und ihren Hengst Allstar – er ist, 17-jährig, im Frühsommer in der Soers so schwer verunglückt, dass er eingeschläfert werden musste. Eine traurige Geschichte.

Silber ging 2018 nach Irland an Padraig McCarthy auf My Chinky. Andreas Dibowski wurde 28., Kai Rüder 33., Julia Krajewski 39. Sandra Auffarth musste aufgeben, konnte ihren Titel von Caen nicht verteidigen. Michael Jung musste wegen einer Verletzung von Rocana passen. Die Briten siegten vor Irland und Frankreich; unsere Equipe schaffte so gerade Rang fünf – die Qualifikation für die Spiele von Rio 2016. Dort holten Michael Jung und sein Sam ihr zweites Einzelgold. Eine tolle Geschichte, ebenso der Olympiasieg von Julia Krajewski bei den von 2020 auf 2021 verschobenen Spielen von Tokio.

Zum Schluss die uralte Weisheit: Für Erfolge vergangener Tage gibt’s heute nix mehr, höchstens noch die verdiente Anerkennung. Morgen geht’s auf dem Dressurviereck von Pratoni wieder bei null los. Drücken wir allen die Daumen – unserem Team noch ein bissle stärker.

Wer’s noch nicht kennt, dem sei die informative und stets aktuelle Webseite www.rechenstelle.de dringend empfohlen. Am Samstag, so höre ich, gibt’s von 10.30 Uhr an über www.sportschau.de einen kompletten Livestream der Geländeprüfung, kommentiert von Carsten Soestmeier. Und am Sonntagnachmittag auch das Springen der punktbesten 25.