Souverän, gelassen und stets heiter: Sönke Sönksen (84), dem Bauernsohn aus Meldorf in Dithmarschen, haben seine holsteinischen Freunde vor zwei Jahren den „Meteor-Preis 2020“ zugesprochen. Aber wegen der verdammten Pandemie hat es zwei Jahre gedauert, ehe ihm Breido Graf zu Rantzau und der Verleger Peter Rathmann die höchste Auszeichnung der holsteinischen Reiterei auf Schloss Breitenburg überreichen konnten: Eine Zeichnung zweier Legenden, nämlich Fritz Thiedemann auf Meteor.

Der frühere FN-Präsident Breido Graf Rantzau sagte in seiner Laudatio: „Sönke, Du bist der 13. Träger des Meteor-Preises und ich möchte behaupten, Du hast von Anfang an für unseren Sport gekämpft, eine Lebensleistung für unsere gemeinsame Sache, die ich sonst bei keinem anderen sehe. Deine Gradlinigkeit, Deine Verlässlichkeit, Ehrlichkeit und Komik zeichnen Dich aus. Deine Worte hatten immer Gewicht. Du warst der unbeugsame Leuchtturm in einem windiger werdenden Leben. Wenn wir doch mehr von solchen Menschen hätten.“

Diesen „Meteor-Preis“, dotiert mit 1500 Euro, die unser Freund Sönke für einen guten Zweck gespendet hat, gibt es seit 2008. Erdacht und gestiftet hat ihn der Holsteiner Verleger Peter Rathmann – eine kluge Initiative, die es so in keinem anderen Bundesland gibt, besser gesagt in fast keinem: Hendrik Snoek, der Schwager von Breido Graf Rantzau, vergibt alle Jahre beim Turnier der Sieger in Münster den „Friedensreiter-Preis“. Geehrt werden Pferdeleute, die sich um das Ansehen der Reiterei, der Pferdezucht und den Sport besonders verdient gemacht haben. Da fällt mir ein: Den Goldenen Ring der Stadt Aachen, lange Jahre stets beim CHIO vergeben, gibt es leider nicht mehr.

Erster Meteor-Preisträger war 2008 übrigens der unvergessene Hans Heinrich Isenbart. Später wurden unter anderem Madeleine Winter-Schulze, Herbert Meyer und Peter Luther bedacht, der Buschreiter Herbert Blöcker (posthum) sowie die Journalistin Donata von Preußen und die Warsteiner Brauerei.

 

 Bei meinem Ferienreitkurs 1963 an der Reit- und Fahrschule Elmshorn habe ich den weltberühmten Meteor fotografiert. Der Holsteiner bekam das Privileg, auf der riesengroßen Anlage frei herumlaufen zu dürfen.

Bei meinem Ferienreitkurs 1963 an der Reit- und Fahrschule Elmshorn habe ich den weltberühmten Meteor fotografiert. Der Holsteiner bekam das Privileg, auf der riesengroßen Anlage frei herumlaufen zu dürfen.

 

Zurück zu Sönke Sönksen: Geboren am 2. März 1938, begann er als Achtjähriger auf einem Schimmelpony zu reiten – rein dressurmäßig. 1949 startete der Elfjährige zum ersten Mal in Aachen. Kein Witz, Sönke erinnert sich: „Das Ergebnis waren zwei grüne Schleifen in M-Springen mit dem Holsteiner Fuchs Pummel. Die haben bis heute einen Ehrenplatz an einem Foto, auf dem ich als einziger in Aachen mit weißer Jacke und Mütze zwischen all den Rotröcken reiten durfte.“ Anfang der Fünfziger gab’s die ersten größeren Erfolge in Hamburg, Verden und wieder Aachen.

Vater Sönksen, der auch aufs Geld schauen musste, verkaufte 1954 die talentierte Fuchsstute Bajamo an den damals weltberühmten Spanier Francisco Goyoaga, von dem man sich erzählte, er kenne nur zwei Gangarten: Schritt und Galopp. Man habe ihn nie im Trab gesehen, mit dem Leichttraben auf dem richtigen Hinterfuß habe er rein gar nichts im Sinn gehabt. 1955 vermittelte Vater Sönksen 30 holsteiner Pferde zum Verkauf an wohlhabende Deutsche in Kolmbien: Sönke begleitete den Schiffstransport, blieb ein Jahr lang in Kolumbien – fast wäre er für immer dort geblieben. Zum Derbyturnier 1956 kehrte er gottlob zurück.

Wer Sönke Sönksen lange kennt und schätzt, der weiß: Seine besten Pferde hießen damals Tamino, Clivia und Odysseus. Knapp einsneunzig groß, brauchte er große Pferde. Mit dem irischen Schimmel Kwept gewann er bei der EM 1975 in München Teamgold und Einzelbronze. 1976 bei den olympischen Reiterspielen im kanadischen Bromont bei Montreal gab’s Teamsilber mit HG Winkler und den Gebrüdern Schockemöhle. Anfang der neunziger Jahre beendete Sönke Sönksen seine aktive Laufbahn, wurde Trainer in Warendorf, internationaler Springrichter und 50mal Equipechef der deutschen Springreiter auf den großen Turnierplätzen der Welt.

Wer die Ehre und das Vergnügen hat, abends mit Sönke Sönksen zusammen zu sitzen, der erlebt einen heiteren, selbstironischen Pferdemann aus altem Schrot und Korn – sein unnachahmlich vorgetragener Fundus an Anekdoten und Episoden scheint unerschöpflich. Schade, dass Sönke das alles nicht aufgeschrieben hat. Es gäbe einen Bestseller, viel zum Schmunzeln und allerhand zu lachen. Wer mehr über ihn wissen möchte, der muss sich noch heute sputen: Unter www.ZVAB.de gibt es zum Preis von 29 Euro noch ein einziges Exemplar zu kaufen: Werner Schockemöhle, Reiter, Pferde und Parcours. Mein Bruder Alwin und die jungen deutschen Springreiter. Erschienen 1962. Wahrhaftig eine Fundgrube, nicht nur über Sönke Sönksen.

Am Ende kurz und knapp: Ich ziehe meinen Hut vor Sönke Sönksen!