Höchster Orden für die Reiterlegende Hans Günter Winkler. Am Wochenende hat „HGW“ den Goldstadt-Cup in Pforzheim gemanagt. In der nächsten Woche erhält er das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern. Im Juli wird er 82. Nur zu den olympischen Reiterspielen in Hongkong reist er nicht.

Fünfmal Gold, einmal Silber und einmal Bronze. Das ist die Bilanz des Springreiters Hans Günter Winkler bei olympischen Spielen. Sechsmal hat er teilgenommen – von Stockholm 1956, wo ihn der legendäre Ritt auf Halla unsterblich gemacht hat für die Sportgeschichte, bis Montreal 1976. Zehn Jahre später endete seine beispiellose Karriere in der Aachener Soers.

Bis heute ist der 81-Jährige der erfolgreichste Springreiter der Welt bei olympischen Spielen. Seit 22 Jahren mischt er in seinem Sport machtvoll mit: als Förderer des Nachwuchses, als Veranstalter von Turnieren, als Mitglied des Springausschusses – als „Türöffner“, wenn es darum geht, die Reiterei ins rechte Licht zu rücken.

Auf dem Pforzheimer Buckenberg hatte HG Winkler am Wochenende ein Heimspiel. Bein neunten Goldstadt-Cup in der alten Schmuckmetropole – zwölf internationale Wettbewerbe, dotiert mit 150 000 Euro – fungierte er wieder als Turnierchef, stand tagelang im Mittelpunkt: „Mein Freund Carl-Friedrich Bardusch aus Ettlingen und ich haben eigens eine GmbH gegründet, die dieses Turnier seit Jahren ausrichtet“, sagt der Mann, der sich nach eigenem Bekunden mit Tennisspielen fit hält.

„Reiten kann ich leider nicht mehr – aber das habe ich in meinem Leben ja lange genug getan.“

Ohne HG Winkler gäbe es das Spitzenturnier auf der Anlage des Pforzheimer Reitervereins gar nicht: „Mein Freund und ich pachten das Gelände für die Turniertage“, sagt Winkler. Nach demselben Modell funktionieren auch seine Turniere in Braunschweig, Nördlingen und Dresden, von Ort zu Ort mit anderen Partnern.

Auch für das illustre Starterfeld sorgt der Altmeister persönlich: Er schaffte es, acht australische Springreiter auf den Buckenberg zu holen, wo sie ihre erste interne Qualifikation für die olympischen Reiterspiele in Hongkong ausritten – übrigens auf dem „Hans-Günter-Winkler-Platz“, denn das schmucke Pforzheimer Reitstadion trägt natürlich seinen Namen.

Winklers Kontakte in die ganze Welt sprechen für sich: Demnächst feiert das Turnier von Rotterdam, 1937 gegründet, seine 60. Auflage – Königin Beatrix der Niederlande hat HG Winkler aus diesem Anlass zum privaten Diner geladen. Er sagt: „Mit ihrem verstorbenen Vater, Prinz Bernhard, habe ich in den vierziger und fünfziger Jahren geritten.“ Auch der spanische König Juan Carlos hat HG Winkler zu sich gebeten: „Ich soll den König beraten, wenn es um die Zukunft seiner königlichen Reitschule geht.“

Als jüngst in Berlin die „Hall of fame“ des deutschen Sports eingeweiht wurde, war der ehemalige Weltmeister, Europameister und fünffache deutsche Meister selbstverständlich dabei und unter den ersten, die man dort aufgenommen hat. Bundespräsident Horst Köhler hat ihm jetzt das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern verliehen – Winkler ist der einzige Sportler, der dieses Kategorie des höchsten deutschen Ordens tragen wird.

Er sagt: „Diese Auszeichnung bekomme ich nicht für meine Erfolge im Sattel, sondern für meine Verdienste um den Sport, seitdem ich nicht mehr aktiv bin.“ Günter Oettinger hat ihm schon vor zwei Jahren die Verdienstmedaille des Landes angeheftet.

Und was denkt HGW über die kommenden Reiterspiele in Hongkong? „Wir haben nur dreieinhalb Pferde“, antwortet der Mann, der mit darüber entscheidet, wer in China für Deutschland satteln darf. „Shutterfly unter Meredith Michaels-Beerbaum ist ein Superpferd. Ludger Beerbaum reitet den Wallach All Inclusive, denn seine Neuerwerbung Coupe du Coeur ist noch nicht so weit.“ An dritter Stelle sehe er Christian Ahlmann mit dem Schimmel Cöster und danach Ludger Beerbaums „Chefbereiter“ Marco Kutscher – entweder mit Cornet Obolensky oder mit Montender.

Den beiden letztgenannten Pferden traut „HGW“ noch nicht gar so viel zu auf dem olympischen Parcours. Deshalb spricht er von „dreieinhalb Pferden“. Als Ersatzreiter, der mit nach Hongkong geht, gibt Winkler dem erfahrenen Otto Becker gute Chancen, und er sagt: „Wir entscheiden am 7. Juli in Aachen, wer startet.“ Für ihn, der von sechs olympischen Spielen nie ohne Medaille heimgekehrt ist, ist natürlich eine Medaille in Hongkong Pflicht – aber laut sagen mag er das nicht. Das versteht sich für ihn von selbst.

Apropos Hongkong. Zum ersten Male seit 1956 wird HGW nicht selbst zu den olympischen Reiterspielen reisen. Das hat nichts mit seinen dann 82 Jahren zu tun – die hitzigen Debatten der letzten Wochen und Monate über das tropische Klima in Hongkong hält er ohnehin für Mumpitz. Nein, Hans Günter Winkler ist vom neu formierten Deutschen Olympischen Sportbund nicht eingeladen worden. Wahrscheinlich hat man ihn „nur“ vergessen. Dazu sagt die Reiterlegende lapidar: „Wo ich nicht eingeladen bin, da gehe ich auch nicht hin.